Comline AG übernimmt die SER Quantum GmbH
Letzte Änderung 4.1.2000
Personal klatschte Beifall
Von ACHIM ROGGENDORF
Die Mitarbeiter der SER Quantum GmbH wurden von der Übernahme durch die
Comline AG überrascht. Die 70-köpfige Belegschaft erfuhr davon am Mittwoch
aus den Ruhr Nachrichten. Die Resonanz war, wie zu hören war, "sehr
positiv". Comline-Chef Roland Bracht soll nach der Präsentation "mit
Beifall" verabschiedet worden sein.
Brachts erste Amtshandlung: Er enthob Quantum-Geschäftsführer Nico Lemmens
seines Amtes. Ihm wird eine schlechte Personalpolitik vorgeworfen. Lemmens
wollte sich dazu nicht äußern. Nur soviel: "SER und Comline haben einen Deal
gemacht. In diesem Sinne sind beide froh." Mit Quantum will der
Comline-Konzern seine Stellung als Anbieter komplexer Software-Anwendungen
für Banken, Versicherungen sowie öffentliche Auftraggeber ausbauen.
Die Mitarbeiter der Quantum GmbH weinen ihrem alten Arbeitgeber, der
Neustädter SER Systems AG, offenbar keine Träne nach.
Der Beifall für den neuen Chef Roland Bracht und sein Konzept scheint von
Herzen zu kommen. Der ehemaligen Geschäftsführung wurden schon länger hinter
vorgehaltener Hand Positionierungsfehler vorgeworfen. Persönliche Vorlieben
seien gepflegt worden, heißt es. Ohne Rücksicht auf den Markt. Die Rede ist
auch von einer schlechten Personalführung. Dafür spricht die zuletzt hohe
Mitarbeiter-Fluktuation. Kein Wunder also, wenn Comline-Chef Roland Bracht
den Eindruck hat, dass die Quantum-Mitarbeiter froh sind, "dass die
Geschäftsführung wieder in Dortmund sitzt".
Bracht will das "Softwarehaus-Denkmal", das, wie er betont, "große, schwarze
Zahlen" schreibt, wieder auf Kurs bringen. In der Vergangenheit sei gutes
Personal vergrault worden. "Wir werden alles tun, um die Mitarbeiter
zurückzugewinnen." Wer gekündigt hat, soll gehalten werden. Mittelfristig
will Bracht das Quantum-Personal weiter aufstocken. "Uns fehlen ihm
SAP-Beratungsbereich noch gute Kräfte." Weil in Dortmund der Markt leer
gefegt ist, will Comline bundesweit Anzeigen schalten.
Die Zahl der Mitarbeiter im Comline-Konzern hat sich durch die Übernahme auf
über 200 erhöht. Im ersten Halbjahr plant das Software- und Beratungshaus
die Notierung am Neuen Markt. Der Gang zur Börse war bereits für den Sommer
2000 vorgesehen, war aber wegen der anhaltenden Turbulenzen am Neuen Markt
kurzfristig verschoben worden.
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